04/2021

Die Werkstattmeinung

Guido Werner, AUTOFIT Werkstattinhaber aus Kaisersesch, im Interview

Text und Fotos: H. Malguth

Als weiterer Gesprächspartner zu unserem Leitthema schildert uns der Inhaber der AUTOFIT Konzeptpartnerwerkstatt Guido Werner Kfz-Service aus Kaisersesch seine Erfahrungen zur E-Mobilität:

 

Herr Werner, auch Sie haben zwischenzeitlich neue Erkenntnisse zum Thema Solarstrom und E-Mobilität gesammelt…

Wir haben aktuell zwei Hybridfahrzeuge im Werkstatteinsatz und nutzen hier auch regelmäßig den Modus »Elektro«. Im Laufe eines Tages fahren wir damit statt der avisierten 50 km auch schon mal 20 km weiter und nehmen notfalls den Benzinmotor zu Hilfe.

Mein Fazit aus dem Praxistest stellt sich so dar:

Ich habe diese Fahrzeuge nicht mit weniger als 44 kW Durchschnittsverbrauch fahren können. Hier in der Eifel fährt man ja auch mal kurvenreiche Strecken, da weist die Straße schon mal ordentliche Höhenunterschiede auf. Oder es scheint nicht durchweg die Sonne und die Temperaturen sind im Keller. Also – Normdaten aus dem Windkanal sind das eine, Praxiswerte das andere Kriterium der E-Mobilität.

 

Wie äußern sich Ihre Kunden dazu?

Noch heute hat ein Kunde seinen Mercedes Vito zurückgebracht. Er berichtet mir, dass er mit seinem Fahrzeug maximal 85 km Reichweite erzielt. Da hört es mit dem Spaß an der E-Mobilität rasch auf.

 

Sie betreiben ja auch einen gut florierenden Fahrzeughandel. Wie sieht es denn da aus?

Ja, wir konzentrieren uns dabei aber sehr stark auf den Verkauf von Transportern und leichten Nutzfahrzeugen. Rein elektrisch betriebene Fahrzeuge genießen in unserer Kundschaft durchaus einen hohen Stellenwert – nämlich als Leichenwagen. Die Bestattungsunternehmen fahren damit nahezu geräuschlos zum Friedhof und wieder zurück – also allesamt Kurzstrecken. Dafür sind die E-Mobile perfekt.

 

Wie argumentieren Sie gegenüber Ihren Kunden?

Es gibt – wie bereits geschildert – durchaus sinnvolle Einsatzmöglichkeiten für E-Fahrzeuge. Wir selbst verfügen hier über einen stattlichen Fuhrpark und können zielorientiert entscheiden, mit welchem Fahrzeug und welchem Antriebsaggregat wir eine geplante Strecke zurücklegen wollen. Der Kunde hat diese Möglichkeit nur in Ausnahmefällen.

Wenn ich in Köln arbeite, jeden Tag 100 km zum Arbeitsplatz fahre, dort aufladen kann und dann abends wieder heimfahre, dann macht ein E-Mobil – vorausgesetzt die Reichweite liegt bei mindestens 200 km – durchaus Sinn. Wenn ich aber während der Fahrt einen Anruf erhalte, der mich auffordert, »mal eben« nach Dortmund zu kommen, dann wird’s schon wieder spannend (im wahrsten Sinne des Wortes).

 

Zu welchen Rückschlüssen führt das bei Ihnen, wenn man an Investitionen in die erforderliche Werkstatttechnik – zuzüglich Know-how – denkt?

Wir haben jetzt noch zwei weitere Wallboxen geordert, um die Kundenfahrzeuge vor unserer Tür aufladen zu können. Es werden auch weitere Plug-in-Hybride und E-Mobile unseren Fuhrpark verstärken. Trotzdem glaube ich derzeit nicht, dass dies die Antriebe der Zukunft sein können. Es sei denn, die Reichweiten der Fahrzeuge verbessern sich – genauso wie die Infrastruktur der zur Verfügung stehenden Ladesäulen.

Ich glaube, dass der größte Idealist und E-Mobil-Befürworter spätestens dann grundlegend bedient ist, wenn er an der Autobahn »tanken« muss, zwei quengelnde Kinder im Auto hat und noch zehn weitere E-Autobesitzer in der Schlange stehen, um aufzuladen.

 

Was halten Sie insgesamt von dem aktuellen Verkehrskonzept?

Gute Ansätze sind ja durchaus vorhanden. Wir möchten doch alle die Innenstädte sauber bekommen – ohne lästige Fahrverbote. Aber insgesamt ist die CO2-Bilanz bislang nur Stückwerk. Wie sieht denn Ihre Bilanz für Ihre auf dem Dach Ihrer Werkstatt befindliche Fotovoltaikanlage aus? Wir haben in diesem Jahr für die Werkstatt 10.000 kW daraus gewonnen und genutzt. Als nächstes werden wir den kompletten Betrieb auf LED-Beleuchtung umrüsten. Die Solaranlage lohnt sich sicherlich auch für das Laden eines Hybrid- oder E-Fahrzeugs, wenn meine Fahrgewohnheiten damit konform gehen.

 

Herzlich Dank, Herr Werner, dass Sie uns Ihre Sichtweise so praxisnah dargelegt haben.

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