09/2021

Das 5-Sterne-Autohaus

Werkstatt und Service mit dem Anspruch: »Zeitlose Eleganz erleben«

Text und Fotos: H. Malguth

Außergewöhnlicher hätte die Location für unsere erste Werkstattreportage des Jahres nach coronabedingtem Redaktions-Lockdown kaum ausfallen können: Wir besuchen das imposant anmutende Sternewerk in Hannoversch Münden, gelegen auf halber Strecke zwischen Kassel und Göttingen unweit der Stelle, wo sich die Autobahnen der A44 und A7 kreuzen.

 

Wir werden erwartet von Geschäftsführer Christian Steinmetz-Cartschau, der uns zum kleinen Vorgespräch in die Besucher-Lounge bittet. Von hier genießt man einen tollen Überblick über die im Showroom präsentierten Fahrzeuge aus unterschiedlichen Epochen – ein repräsentativer Querschnitt der Automobilgeschichte, umrahmt von moderner Architektur aus Glas und Stahl.

In welchem Zusammenhang stehen Fahrzeugverkauf und Werkstatt, die sich diese faszinierende Location teilen?

Grundsätzlich firmieren hier beide Geschäftsbereiche absolut autark: Als Werkstatt profitieren wir von diesem Geschäftsmodell naturgemäß stärker von unserem Nachbarn als umgekehrt. Das fängt bei einer kleinen Lackierung an, setzt sich fort über kleinere Reparaturen bis hin zu Serviceleistungen wie Achsvermessung oder dergleichen.

Führen Sie auch Restaurierungen durch?

Im Rahmen unserer zeitlichen Möglichkeiten immer gern. Aktuell befindet sich zum Beispiel ein Ford Mustang Fastback, Modell 1967, auf einer unserer Bühnen (Foto links).

Kfz-Meister Pascal Vedder organisiert den Werkstattablauf.

Wie teilen Sie sich die Zuständigkeiten mit Ihren beiden angestellten Kfz-Meistern?

Ich kümmere mich im Wesentlichen um den Dialog mit den Kunden, während unsere Meister für die Mechanik/Elektronik in der Werkstatt einerseits und dem Karosseriebau sowie der Fahrzeuglackierung andererseits verantwortlich sind.

 

Der Karosseriebau gilt in den allermeisten Werkstätten bekanntlich eher als Nischenprodukt. Angesichts der Tatsache, dass Sie sich hier in den Verkaufsräumen mit historischen Fahrzeugen unterschiedlicher Epochen umgeben, macht dieses Handwerk aber wohl durchaus Sinn…

Wir schaffen uns damit nicht zuletzt ein Alleinstellungsmerkmal. Vom lapidaren Ölwechsel, über die Fahrzeugaufbereitung bis hin zur aufwendigen Karosserieinstandsetzung inklusive Lackierung können wir mit unserem Betrieb die komplette Bandbreite sämtlicher anfallender Arbeiten am Fahrzeug anbieten. Das einzig noch fehlende Mosaiksteinchen ist die seit langem bestellte firmeneigene Waschanlage, auf deren Lieferung und Inbetriebnahme wir nun für den Herbst hoffen.

 

Bedienen Sie auch Kunden mit größeren Fahrzeugflotten?

Selbstverständlich zählen auch größere Firmen und deren Fuhrparks zum Tagesgeschäft.

Bilden Sie auch aus?

Ja – und zwar sowohl im Karosseriebau als auch in der Mechatronik. Wir sind darüber hinaus immer interessiert an frischen Nachwuchskräften aus der Region – wenngleich wir aufgrund unseres repräsentativen Gesamterscheinungsbildes generell wenig Probleme damit haben, neues Personal zu finden.

 

Wie weitläufig ist das Einzugsgebiet Ihres Kundenkreises?

Wir befinden uns hier ja nicht unbedingt in einem klassischen Ballungsgebiet, was auch die Kundenfrequenz belegt. Die meisten Kunden kommen aus einem Radius von ca.20 km rund um die Region Hannoversch Münden, Volkmarshausen, Dransfeld, aber auch darüber hinaus.

Für Kunden, die an einem Fahrzeugumbau interessiert sind, ist allerdings auch der Weg aus Hamburg kein Hindernis. Derzeit stylen wir eine gehobene S-Klasse auf AMG um. Draußen steht noch ein S-Klasse-Cabrio, das in der kommenden Woche mit einem AMG Bodykit ausgestattet werden soll. Auch dessen Besitzer ist nicht in der Region heimisch.

Geschäftsführer Christian Steinmetz-Cartschau präsentiert einen guterhaltenen Mercedes SL aus der ansehnlichen Fahrzeug- ausstellung des Sternewerks.

Mit anderen Worten: Der Ruf eilt Ihnen voraus…

…und macht nicht Halt vor den Toren von Hannoversch Münden – so könnte man es tatsächlich ausdrücken!

 

Woraus leitet sich der Name Sternewerk ab?

Die ursprüngliche Idee dazu ist eigentlich daraus entstanden, der Vorliebe zur großen Automarke mit dem Stern eine Art Vorschub zu leisten. Daraus – und aus der Sympathie für AMG – ist die Philosophie befeuert worden, hier eine Art Manufaktur für den Umbau dieser Fahrzeuge entstehen zu lassen.

Das Team vom Sternwerk: v.l.n.r. vorne: Kevin Henne, Diana Dabrowska, Justin Fette (Azubi Karosseriebau), dahinter Matthias Backs, Jakob Hoffmann, Christian Steinmetz-Cartschau, Jan van Well, Carsten Müller, Pascal Vedder.
Know-how und Technik sind hier unverzichtbar.

Beschränkt sich die Vorliebe für den Stern ausschließlich auf das Sternewerk Team?

Ursprünglich spiegelte sich diese Ideologie sicherlich auch in der Kundenkartei wider.

Von den damaligen Verhältnissen (seinerzeit etwa 80 zu 20 %) sind wir mittlerweile deutlich abgerückt. Zudem gibt es hier einen ortsansässigen Mercedes Stützpunkthändler in zweiter, dritter Generation, mit dem wir gut zusammenarbeiten. Wenn es um Servicearbeiten außerhalb der geltenden Garantielaufzeit geht, orientiert sich so mancher Mercedes Fahrer allerdings schon gern auch zu uns, weil wir halt auch eine eher lässige Truppe sind, die es vielleicht ein wenig lockerer angeht als allgemein üblich.

 

Stellen Sie den Besitzern so wertvoller Modelle Ihre Räumlichkeiten auch als eine Art Remise zum Unterstellen zur Verfügung?

Wir haben tatsächlich Kunden, die diese Dienstleistung in Anspruch nehmen. Das ist aber eher die Ausnahme. Wenn wir hier in einem Ballungsgebiet angesiedelt wären, hätten wir dafür wohl eine deutlich höhere Nachfragequote. Wir verlassen nun die Verkaufsräume und folgen Christian Steinmetz-Cartschau dorthin, wo die Leidenschaft für die Faszination Auto in ehrliche Arbeit einfließt – in die Werkstatt. Auch hier werden unsere Erwartungen an das etwas andere Autohaus nicht enttäuscht: Eine vergleichbare Fläche zur Wartung und Reparatur von Fahrzeugen haben wir bislang maximal bei der einen oder anderen Nkw-Werkstatt vorgefunden. Hier sind es aber ausschließlich Pkw und eventuell kleinere Transporter, die hier von versierten Händen eines jungen, hochmotivierten Teams zu alter, bestenfalls sogar zu höherer Leistung und optischer Qualität geführt werden.

 

Auf unsere Frage Diesem Stern haben Sie sicherlich auch bereits in der Lackkabine zu frischem Glanz verholfen? erläutert uns Geschäftsführer Steinmetz-Cartschau die Philosophie des Unternehmens:

Das ist ein gutes Beispiel für unsere Liebhaberei in Sachen Auto. AMG Fahrzeuge importieren wir überwiegend aus Japan. Wir optimieren den ohnehin schon Topzustand und bringen Optik und Technik zur Vollendung. Anschließend verkaufen wir diese Fahrzeuge. Das ist im Grunde das einzig verbliebene Element in Sachen Fahrzeughandel, das wir hier als freie Werkstatt noch betreiben.

Mechatroniker Carsten Müller erklärt ein Gerät zur Ansaugreinigung.

Das ist dann sowas wie der Ritterschlag eines jeden, der hier arbeiten darf, an solche Modelle Hand anzulegen, um sie noch weiter zu perfektionieren…

…aber das kann ja heutzutage kaum noch jemand und funktioniert nur, wenn Sie in Ihren Reihen einen Fachmann beschäftigen wie unseren Meister Matthias Backs, der sich seit Jahren mit der Restaurierung und dem Service an klassischen Hochleistungsmotoren beschäftigt und sein Wissen an unser junges Team weitergibt. Er hat in der Vergangenheit zum Beispiel auch Motorsportfahrzeuge gebaut und gewartet.

 

…aber es gibt hier niemanden, der selbst aktiv Rennen fährt?

Nein, das einzige, was wir fahren, ist Go-Kart.

 

Die Sauberkeit in diesem Betrieb kann sich ebenfalls wirklich sehen lassen.

Dazu erklärt uns der Auszubildende Justin anhand eines soeben aus dem Tauchbad gekommenen Ford Mustang , dass insbesondere im Vorfeld des Restaurierens beim Entrosten sehr viel Schmutz anfällt. Daher muss die Werkshalle dann jeden Abend gründlich gereinigt werden, »weil auch oft Wachs aus den alten Karosserien ausläuft, das dann umgehend wieder gebunden werden muss.«

 

Wie lange dauert es, ein solches Fahrzeug wiederfahrbereit zu bekommen?

Kfz-Meister Pascal Vedder:

Anderthalb Jahre Arbeit muss man schon investieren. Sämtliche Arbeitsschritte müssen fototechnisch dokumentiert werden, um auch den späteren Verkaufswert eines solchen Schätzchens akkurat definieren und erklären zu können.

Wir bedanken uns für die eindrucksvolle Betriebsführung und können nachvollziehen, dass die Unternehmensphilosophie »Zeitlose Eleganz erleben« beim Sternewerk in Hannoversch Münden zur stetigen Begleitung eines jedes Arbeitsschrittes gehört.

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